Kombi- Coaches: Begleitung abgewiesener Asylsuchender und Freiwilliger beim Beziehungsaufbau

Ort der Durchführung

8004 Zürich

Partner di esecuzione

Projektteam

Katharina Good, Kamran Mohammadi, Anna-Lea Witmer

Hochschule / Fachrichtung / Studiengang

Hochschule Luzern HSLU

Soziale Arbeit

Titel der Lehrveranstaltung / verantwortliche Lehrperson

Praxisprojekt

Christian Ruosch, Rita Kessler, Uri Ziegele

Kurzbeschreibung

Abgewiesene Asylsuchende spielen eine wichtige Rolle im politischen Diskurs der Schweiz, sowohl was ihre Zahl als auch ihre Situation in verschiedenen Lebensbereichen betrifft. Diese Thematik ist komplex und macht gesellschafts- und migrationspolitische Widersprüche deutlich.

Abgewiesene Asylsuchende gehören zu den von der Schweiz anerkannten Sans-Papiers: ihr Asylgesuch wurde vom Staatssekretariat für Migration SEM abgelehnt und sie erhalten Nothilfe. Mit seinen, die Nothilfe umrahmenden, Bedingungen will der Staat den Aufenthalt in der Schweiz für abgewiesene Asylsuchende möglichst unattraktiv gestalten und sie zu einer Ausreise bewegen. Aus unterschiedlichen Gründen können viele von ihnen das Land jedoch nicht verlassen, weshalb sie die Restriktionen des Nothilfesystems aushalten oder untertauchen.

Aufgrund der Einschränkungen leben abgewiesene Asylsuchende oft perspektivenlos und isoliert. Diese Situation kann auch Personen überfordern, die sich mit ihnen solidarisieren möchten. Das Projekt Kombi des Zürcher Solinetzes, welches von März 2022 bis August 2022 dauerte, beabsichtigte gezielt auf dieses Spannungsfeld einzugehen: abgewiesene Asylsuchende und solidarische Menschen wurden als Tandem zusammengebracht und durch monatliche Gruppenabende, wo Wissen zu Nothilfe vermittelt wurde, unterstützt und bestärkt. Ebenso gab es an diesen Abenden immer einen informellen Teil mit feinem Essen und Zeit für Austausch und Gespräche. Als Teil des Projekts Kombi begleiteten wir Studierende der HSLU als „Kombi-Coaches“ die Tandems mit Rat und Tat und verfolgten die Vision einer Begegnung auf Augenhöhe für alle Teilnehmenden.

Während des Projekts Kombi waren wir Kombi-Coaches die primären Ansprechpersonen, welche den Tandems für Fragen zur Verfügung standen, punktuell beraten oder schlicht begleiten konnten. Ebenso planten wir für jedes Tandem ein niederschwelliges Coaching-Gespräch im Laufe des Projektes.
Aufgrund der unterschiedlichen Lebenssituationen der Teilnehmenden gingen wir von möglichen Machtasymmetrien und Konfliktpotenzial aus. Erst mit dem Bewusstsein über die Bedeutung dieses Machtgefälles kann eine echte Begegnung auf Augenhöhe möglich werden. Die Ungleichheiten mussten von uns, in der Rolle der Coaches, objektiv und wertungsfrei wahrgenommen und je nach Situation mit den Tandems benannt und kritisch beleuchtet werden.
Als weitere unterstützende Massnahme wurde im Rahmen des Projekts Kombi-Coaches eine Newsletter-Reihe verfasst. Auch diese hatte das Ziel, dass sich die solidarischen Freiwilligen und die Menschen mit negativem Asylentscheid in herausfordernden sozialen Konstellationen sicher fühlen und einander auf Augenhöhe begegnen.

Cosa è riuscito particolarmente bene? Quali sono stati gli aspetti problematici?

Am Anfang unseres Projektes stand der Wunsch nach einer Zusammenarbeit mit dem Zürcher Solinetz und der Vorstellung, sich für abgewiesene Asylsuchende einzusetzen. Durch viele Gespräche im Projektteam und mit Solinetz entstand die Idee als Coaches beim neuartigen Projekt Kombi mitzuwirken.

Die Projektplanungsphase war zu Ende, die Idee zu Papier gebracht und endlich begann mit den Anmeldungen von interessierten Personen und dem Matching der Tandems die Umsetzungsphase. Schon bald merkten wir: Planung ist zwar gut, aber häufig kommt es anders. Schnell erwies sich das Matching als untrennbarer Bestandteil der Kombi-Coaches und involvierte das ganze Projektteam. Es erforderte mehr Zeitressourcen und viel Flexibilität von uns, sowie gute Absprachen innerhalb des Projektteams und mit Solinetz.
Während des Projektverlaufs, vor allem in den ersten drei Monaten, kam es zu Schwankungen der Teilnehmer:innen-Zahl. Es gab einige Abmeldungen, meist aus persönlichen Gründen. Auf Seiten der Personen mit negativem Asylentscheid kam es leider auch zu unfreiwilligen Austritten, aufgrund von Ausschaffung oder Gefängnisaufenthalt. Aber auch Neuzugänge konnten verbucht werden. Die Matching-Phase, welche sich über mehrere Monate erstreckte, empfanden wir als die anstrengendste Phase des Projektes, da sie sehr zeitintensiv war. Jedoch lernten wir in dieser Zeit stark, aktiv auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts Kombi zuzugehen und mit ihnen ihre Bedürfnisse anzusprechen.

Eine besondere Herausforderung war die Balance zwischen Förderung der Inklusion der abgewiesenen Asylsuchenden und dem Versuch, die freiwilligen, solidarischen Personen motiviert zu halten. Mit unserem sozialarbeiterischen bzw. sozialpädagogischen Hintergrund – und nicht zuletzt aufgrund eigener Erfahrungen eines Teammitglieds als Sans-Papier – schafften wir es gut auf die unterschiedlichen Ansprüche und Erwartungen der Teilnehmenden einzugehen.

Ende August, fünf Gruppenabende und viele persönliche Treffen später, feierten wir mit den Teilnehmenden des Projekts Kombi ein Abschlussfest. Und es gab guten Grund zu feiern denn das Projekt Kombi und unser Unterprojekt Kombi-Coaches waren ein Erfolg. Die neu geknüpften Kontakte unter den Tandems ermöglichten so vieles:
• Langzeitnothilfe-Beziehende, die bald ein Härtefallgesuch stellen möchten, fanden Arbeitszusicherungen.
• Menschen, die vorher wenig vernetzt waren, fanden Freundinnen und Freunde.
• Für ein Kind konnte ein Krippenplatz erkämpft werden.
• Der Gemeinderat einer Gemeinde, die Asylsuchende über Jahre in einem Bunker unterbringt, wurde unter Druck gesetzt.
• Eine Sans-Papiers-Frau fand endlich ein WG-Zimmer.
• Eltern fanden in ihrem Kombipartner Begleitung für ein schwieriges Elterngespräch.
• Und vieles mehr…

Weiterführende Informationen

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